Deine Willenskraft muss den Frosch küssen

Selbstsabotage beenden: Warum Sie die Kraft Ihrer Willenskraft vergessen können

Sie sind nicht der Einzige, dem es so geht, genau zu wissen, was das Beste für einen wäre, aber dennoch das genaue Gegenteil zu tun.

Wir wollen produktiv sein, versinken aber stundenlang im Fernsehen (wahlweise auch Netflix).
Wir wollen uns gesünder ernähren, greifen aber zur Schokolade.
Wir sollten uns mal wieder in der Natur bewegen, setzen uns dann aber doch wieder an den Schreibtisch.

All diese verlorenen inneren Kämpfe hinterlassen mit der Zeit ein Gefühl von Frustration und Machtlosigkeit. Aber warum versagt unsere Willenskraft so oft? Weil wir versuchen mit unserem Bewusstsein etwas zu ändern, das tief in unserem Unterbewusstsein steckt. Da wo das Tageslicht des Bewusstseins gar nicht mehr hinreicht. Unser Unterbewusstsein und der oft gescholtene innere Schweinehund sind die eineiigen Zwillinge und Wächter über unseren Energiehaushalt. Und wie bei jedem Haushalt gilt: eisernes Sparen! Also werden Schubkästen angelegt, Prozesse verschlankt und Abwehrmechanismen eingeführt. Je älter ein Prozess, desto tiefer im Sumpf unseres Unterbewusstseins ist er abgelegt. Und der verwaltende Bibliothekar ist ein mürrischer Geselle, der viele Gründe kennt, etwas nicht zu tun.

Was aber wäre, wenn der Ausweg nicht in mehr Anstrengung liegt, sondern in einem überraschenden und weitaus effektiveren Ansatz, der nicht auf Kampf, sondern auf dem Wissen über die Funktion unseres Hirns beruht?

Die Fähigkeit, diesen Ansatz im entscheidenden Moment anzuwenden, entsteht jedoch nicht aus dem Nichts. Sie hängt davon ab, dass du deine Präsenz wie einen Muskel trainieren, und zwar dann, wenn gerade keine Versuchung da ist. Indem du lernst, im Alltag immer wieder die Präsenz in deinem Körper zu spüren, baust du die Kraft und die Aufmerksamkeit auf, die du brauchst, wenn ein alter Impuls aufkommt.

Weißt du was Jiu Jitsu ist? Genau, es geht nicht darum, Änderungen mit Macht durchzudrücken (was eh nicht geht, wie wir ja schon mehrfach erfahren haben), sondern mit der Kunst der Aufmerksamkeit, des Verständnisses für Impulse und mit der Energie des Gegners (a.k.a. unser innerer Schweinehund) zu arbeiten.

Warum Willenskraft wie ein kochender Wasserkocher ist

Eckhart Tolle beschreibt den Versuch, einen unerwünschten Impuls mit reiner Willenskraft zu unterdrücken, mit einer treffenden Analogie: Es ist, als würde man versuchen, den Deckel auf einem kochenden Wasserkocher niederzuhalten. Man kann die aufsteigende Energie für eine Weile bändigen, doch der Druck baut sich stetig immer weiter auf. Früher oder später kommt es zu einer „Explosion“ – wir geben dem Impuls nach, und das oft sogar heftiger als zuvor.

Sobald das passiert, schaltet sich unser Verstand ein und liefert blitzschnell eine passende Rationalisierung. Er flüstert uns Gründe zu, warum unsere Handlung eigentlich gerechtfertigt war. Tolle erzählt von einem Mann mit einer Esssucht, dessen Verstand ihm sagte: „Du hattest einen harten Tag. Du verdienst wirklich eine Belohnung… Es ist das einzige Vergnügen, das ich habe.“ Diese Gedanken fühlen sich in diesem Moment absolut überzeugend an und halten den Kreislauf der Selbstsabotage aufrecht.

Wenn man Dinge unterdrückt, kommt es oft nach einer Weile zu einer Explosion. Es ist wie bei einem kochenden Kessel, man kann es nicht lange halten.

Betrachte den Impuls als deine persönliche spirituelle Übung

Hier kommt nun der radikale Perspektivwechsel ins Spiel: Was, wenn du einen selbstsabotierenden Impuls nicht als Feind betrachtest, den es zu bekämpfen gilt, sondern ihn als eine maßgeschneiderte Gelegenheit für dein persönliches Wachstum begrüßt? Jeder Impuls – sei es der Griff zur Fernbedienung, zur Chipstüte oder zum Handy – ist eine direkte Einladung, Bewusstsein zu praktizieren. Es ist deine ganz persönliche spirituelle Übung, die genau für dich entworfen wurde.

Dieser Wandel in der Einstellung ist unglaublich ermächtigend. Du bist nicht länger das Opfer deiner unkontrollierbaren Triebe. Stattdessen bist du ein Schüler, dem eine spezifische Lektion erteilt wird. Du kannst diesen Moment nutzen, um zu wachsen.

Bekämpfe den Impuls nicht, sondern führe eine Zeitlücke ein

Was vielleicht erst einmal wie aus dem Film „The Matrix“ klingt, ist eine Methode, die wenig Energie benötigt.

Jetzt erfährst du, wie du diese Herausforderung maßgeschneiderte in deinen Geschäftsalltag einbauen kannst. Die wichtigste praktische Technik dafür ist die Einführung der oben genannten Zeitlücke. Anstatt den Impuls zu unterdrücken, gibst du ihm Raum, jedoch: ohne ihm sofort nachzugeben. Der Prozess ist einfach und klar:

  1. Erkenne den Impuls: Wenn der Drang aufkommt (z. B. den Fernseher einzuschalten), gib nicht sofort nach.
  2. Führe eine Verzögerung ein: Beschließe stattdessen, die Handlung um einen kurzen, überschaubaren Zeitraum zu verschieben. Beginne mit nur drei oder fünf Minuten.
  3. Beobachte dich selbst ganz bewusst: Das Ziel in diesen Minuten ist nicht, den Impuls wegzudrücken. Das Ziel ist, ihn bewusst zu beobachten.

Du kannst den Impuls wie eine reine Energieform in deinem Körper spüren. Nimm die Gedanken wahr, die damit einhergehen, ohne ihnen zu glauben oder sie zu verurteilen! Du kannst dir den Impuls auch humorvoll als kleinen „Gremlin“ vorstellen und innerlich sagen: „Ah, da bist du ja.“ Du trittst mental einen Schritt zurück und wirst zum Beobachter deiner inneren Welt.

Das Wichtigste dabei: Der Erfolg liegt nicht darin, den Impuls am Ende zu besiegen. Es kann sein, dass er nach fünf Minuten immer noch zu stark ist und du ihm nachgibst. Das ist vollkommen in Ordnung. Der wahre Sieg waren diese fünf Minuten der bewussten Präsenz. Das ist eine tiefgreifende Leistung, die den Muskel deines Bewusstseins stärkt und mit der Zeit immer kraftvoller wird.

Die Verwandlung – Küss den Frosch

Hinter dieser einfachen Beobachtungspraxis verbirgt sich ein tiefes Prinzip: die transformative Kraft des Bewusstseins. Der simple Akt, den Impuls für einige Minuten bewusst zu beobachten, ist der metaphorische Kuss, von dem die alten Märchen sprechen. Tolle verwendet zwei kraftvolle Analogien, um dies zu veranschaulichen:

  • Den Frosch küssen: In vielen Märchen verwandelt sich der hässliche Frosch in einen Prinzen, sobald er nicht bekämpft, sondern angenommen und geküsst wird. Der Kuss steht für Akzeptanz und liebevolle Aufmerksamkeit. Genauso verhält es sich mit unseren unerwünschten Impulsen. Wenn wir ihnen nicht mit Ablehnung, sondern mit einem warmen, annehmenden Bewusstsein begegnen, kann sich ihre Energie verwandeln.
  • Alchemie: Die alte Kunst der Alchemie zielte angeblich darauf ab, unedles Metall in Gold zu verwandeln. Ihre wahre, verborgene Bedeutung – die sie vor der Verfolgung durch die Kirche schützen sollte – war jedoch immer eine Metapher für die innere Transformation: die Umwandlung unerwünschter psychischer Energien (unedles Metall) in reines Bewusstsein (Gold).

Die Energie, die in einem Impuls gefangen ist, ist nicht von Natur aus schlecht oder negativ; sie ist einfach nur blockierte Lebenskraft. Wenn das Licht des Bewusstseins darauf scheint, wird diese Energie nicht zerstört. Sie wird befreit und in reine Präsenz umgewandelt – sie wird „transmutiert“, wie die Alchimisten zu sagen pflegten.

Zusammenfassung und abschließender Gedanke

Der Weg aus der Selbstsabotage führt nicht durch einen anstrengenden Kampf der Willenskraft, der uns nur erschöpft. Er führt über die sanfte, aber unendlich kraftvolle Anwendung von bewusster Beobachtung und Akzeptanz. Indem wir lernen, unsere Impulse nicht zu bekämpfen, sondern sie als Übungsmöglichkeit zu sehen und ihnen mit Neugier, statt mit Widerstand zu begegnen, entziehen wir ihnen die Macht über uns. Jeder Moment der Beobachtung ist ein Sieg, egal was danach passiert.

Welchen „Frosch“ in deinem Leben könntest du heute einfach nur beobachten, anstatt zu versuchen, ihn zu unterdrücken?

Du suchst dennoch einen Alchimisten?

…, einen, der Dir helfen kann, den Frosch oder sogar alle Frösche zu finden und zu verwandeln? Einen Alchimisten fürs Unterbewusstsein?

Dann zögere nicht! Aber sei dir bewusst, ich arbeite nur mit Menschen, die nicht davor zurückschrecken einen (ihren) Frosch zu küssen. 😉
Für 2025 habe ich derzeit noch 2 Plätze auf meiner aktiven Klientenliste frei.

Quelle:

From Self-Sabotaging to Conscious Freedom | Eckhart Tolle: https://youtu.be/iQV3_wGQ19U